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Mondenland

Radtour Island, September 2013

Es ist Mondenland ..., und hier stehe ich nun, nur noch ein paar Schlucke Wasser in einer meiner Trinkflaschen und nicht viel mehr als eine Hand voll Gummibärchen in meinen Packtaschen.
Als die Fähre anlegte, ich kurz darauf in Egilstaðir eintraf, war mir so fährenschwummerig und schwindelig im Kopf, dass ich meinen Einkauf möglichst schnell erledigen wollte. Das geht ganz fix ohne Einkaufswagen. "Ich klemme mir die wichtigsten Dinge schnell unter den Arm, kann ja morgen wieder einkaufen", so dachte ich mir wohl in einem nebulösen Augenblick. Und schon ging es weiter Richtung F910 zum Hochland. Der Einkauf war zwar sehr schnell erledigt, aber in der Folgezeit umso schneller in meinem Magen verschwunden.

Manchmal möchte ich mich von den Dingen selbst überzeugen. So konnte ich nicht glauben, dass es in Island die größte Wüste Europas geben soll. Es regnet doch immerzu, heisst es. Ausserdem gibt es überall Wasserfälle, davon kann man sich auf tausenden Bildern leicht überzeugen.
Am Nachmittag überquere ich den Mondlandfluß. Beweis genug für jede Menge Wasser, und sicherlich ein weiterer guter Grund meine Wasservorräte nicht voreilig auf zu füllen. Ich werde heute Abend einfach am Wasser zelten, auf meiner Karte sind schließlich genug Bächlein eingezeichnet ..., von wegen Wüste ... ;-).

Ich fahre und fahre, und ich staune und staune immer mehr. Die Landschaft wird zunehmend mondenhafter. Was für Berge. Eigentlich sind es gar keine richtigen Berge, sondern eher Sand- oder Sedimenthügel, bzw. einfach Schlammhaufen, jedoch riesengroß.
Manchmal denke ich, gleich verschwindet die Piste im Nichts. Die F910 windet sich kurvig durch eine ausserirdische Gegend. Immer mehr Sand auf der Strecke zwingt mich hier und da zum Absteigen und zum Schieben meines Rades. In kurzen Abständen halte ich an und gucke auf meine Landkarte, frage mich, ob das denn alles seine Richtigkeit haben kann. Langsam könnte ein Gewässer auftauchen, ich bekomme Durst.

Die Sonne sinkt tiefer, taucht die Landschaft in ein wundervolles Licht. Bald sollte ich mir einen Zeltplatz suchen, wenn doch nur ein Wasser auftauchen würde. Ich lege eine kurze Pause ein, esse ein paar Gummibärchen und trinke wenige Schlucke aus meiner Radflasche. Dann fahre ich weiter und irgendwann erreiche ich die Brücke, die über die Jökulsá á Fjöllum führt. Das war meine Hoffnung, spätestens hier an diesem Fluß würde ich auf Wasser treffen.

Aber die Jökulsá á Fjöllum ist kein Fluß, schon gar kein Bächlein ..., das ist etwas Höheres... ein braunes Höllengeschoss. Es stürzt die pure Urgewalt vom Gletscher Richtung Nordmeer. Das Ufer erscheint mir weit und breit so bröselig und unsicher, dass ich es nicht vage daran zu gehen, um Wasser zu schöpfen. Also weiter fahren und immer wieder durch tiefer sandige Passagen schieben. Die Sonne versinkt unter dem Horizont, es gibt kein Wasser mehr heute.

Ich suche mir einen Platz für mein Zelt, nicht weit von der Piste. Bald schon steht meine kleine Behausung. Das Abendlicht ist wunderschön, jedoch habe ich an diesem Abend keinen rechten Sinn dafür, mein Magen knurrt. Mit ein paar Gummibärchen und einigen Nüssen verschwinde ich in meinem Schlafsack, sooo durstig. Was würde ich für eine Flasche Pritzelwasser geben. Aber hier ist nichts, ich befinde mich tatsächlich in der größten Wüste Europas.

Es friert in der sternenklaren Nacht. Ich wache früh auf, gehe hinaus. Rauhreif liegt auf der unendlichen Wüste ... es ist Morgen im Mondenland ...

Jokulsarlon.jpg meine-Begleiter.jpg Mondenland.jpg Myvatn.jpg Radfahrers-Glueck.jpg

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Tore Straubhaar
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